Erfolgreicher Kampf gegen Menschenhandel in Jharkhali
Südöstlich von Kalkutta, rund um die Grenze zwischen Indien und Bangladesch, erstrecken sich die Sundarbans: Die weltweit größten Mangrovenwälder, beheimatet im Mündungsdelta von Ganges und Brahmaputra. In diesem unwegsamen, von Sümpfen und Flussarmen durchzogenen Überschwemmungsgebiet liegt Jharkhali (siehe Karte), ein Distrikt des indischen Bundesstaates Westbengalen. Die meisten Menschen hier wohnen verstreut in Dörfern und kleinen Städtchen, umgeben von dichtem Wald. Viele leben also in großer ökonomischer Armut, die Perspektiven für ein gutes Einkommen sind für die ländliche Bevölkerung äußerst gering.
Im Besonderen gilt das für Frauen, die in allen Belangen stark abhängig von den Männern in ihrem Umfeld sind. Meist haben sie nur eine unvollständige Schulbildung genossen und sind auf ihre traditionellen Rollen im Haushalt und in der Feldarbeit beschränkt. Außerdem werden gerade Mädchen leicht zu Opfern von Menschenhandel, denn für Eltern mit geringem Einkommen und vielen Kindern ist es verführerisch, eines weniger versorgen zu müssen - zumal wenn dem Kind woanders eine bessere Zukunft versprochen wird.
Um gegen diese Missstände vorzugehen, ist STOP bereits seit vielen Jahren in der Gegend von Jharkhali aktiv. Dabei setzt die Organisation auf dieselben Angebote für Frauen, die sich in den Communities von Delhi (insbesondere Tigri und Tughlakabad) bewährt haben: Aufklärungsprojekte zu Themen rund um Gesundheit und Hygiene sowie familiärer Gewalt werden gepaart mit Bildungskursen, beispielsweise zur Handhabung digitaler Medien. Außerdem gibt es Schulungsangebote in Schneiderei und Imkerei - dies ermöglicht es den Frauen, sich ein eigenes Einkommen zu erarbeiten und somit mehr Unabhängigkeit zu erlangen. Über ein Netzwerk aus Volontärinnen und Informantinnen, die von STOP beständig angeleitet und trainiert werden, erfährt die Organisation schnell von Vorkommnissen wie Menschenhandel und sexueller und häuslicher Gewalt. Und das kontinuierliche Engagement zahlt sich aus: So wurde seit 2016 in Jharkhali kein einziger Fall von Menschenhandel mehr bekannt.
Um auf diese Aktivitäten aufzubauen und sich persönlich ein Bild von den Entwicklungen vor Ort zu machen, besuchten unsere Partnerinnen von STOP Ende September die Region. Rund 50 Frauen aus Jharkhali nahmen an einer Versammlung teil, in der Mitarbeiter*innen der Organisation einen Überblick über die Ziele der sozialen Projekte gaben. Insbesondere wurden die Ursachen und fatalen Folgen von Menschenhandel diskutiert, und die Bedeutung der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen zu dessen Bekämpfung herausgestellt. Der unmittelbare Erfolg der Veranstaltung: Zum Ende des Tages registrierten sich viele der Teilnehmerinnen für weitere Bildungsprojekte von STOP. Die Angebote unserer Partnerinnen fallen also auf fruchtbaren Boden.
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